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Meldungen zum Thema islamischer Religionsunterricht (2004-2007)
11.05.2007
Kultusministerien der Länder für
flächendeckenden islamischen ReligionsunterrichtAuf einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung haben sich Vertreter der Kultusministerien der Länder für die Einführung eines flächendeckenden islamischen Religionsunterrichts anstelle der bisherigen Modellversuche ausgesprochen.
So wird der Modellversuch Islamkunde in Nordrhein-Westfalen nur als «Platzhalter» gesehen. Auch der niedersächsische Schulversuch «Islamischer Religionsunterricht» soll in einen regulären Unterricht münden. In Baden-Württemberg nehmen nach Angaben von Barbara Lichtenthäler vom Stuttgarter Kultusministerium derzeit zwölf Schulen am Modellprojekt «Islamische Unterweisung» teil. Dieses Projekt sei eine Annäherung an das grundgesetzlich verbriefte Recht jeder Religionsgemeinschaft auf einen eigenen schulischen Unterricht. In Berlin, wo der Religionsunterricht kein ordentliches Unterrichtsfach ist, darf die Islamische Föderation Berlin einen eigenen Unterricht an Schulen anbieten, nachdem sie 2001 vor Gericht eine Anerkennung als Religionsgemeinschaft erreicht hatte.
Bislang gibt es in keinem Bundesland einen regulären islamischen Religionsunterricht im Sinne des Grundgesetzes, da es keine anerkannte islamische Religionsgemeinschaft als Ansprechpartner gibt. Die islamischen Dachverbände werden von den Ländern nicht anerkannt, da sie als nicht repräsentativ gelten.
11.09.2006
Islamischer Religionsunterricht startet an zwölf GrundschulenIn Baden-Württemberg wird es mit Beginn des neuen Schuljahres erstmals islamischen Religionsunterricht geben. Die auf vier Jahre angelegte Versuchsphase startet an zwölf Grundschulen mit insgesamt 235 Kindern. Der Islam sunnitischer Prägung wird an zehn, die alevitische Glaubensrichtung an zwei Standorten vermittelt. Der Unterricht wird von Lehrkräften der jeweiligen Glaubensgemeinschaft erteilt und findet in deutscher Sprache statt.
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30.12.2005
Islamische Vereine drohen mit Boykott des islamischen RUDie Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg (IGBW) wirft der Landesregierung vor, bei der Einführung von islamischem Religionsunterricht im Land (mehr —»), ihr Wort gebrochen zu haben. Verschiedene Vereinbarungen würden
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13.12.2005
Islamischer Religionsunterricht startet an zwölf GrundschulenMit Beginn des Schuljahres 2006/2007 wird an zwölf Grundschulen versuchsweise islamischer Religionsunterricht ab den Klassen 1 und 2 eingerichtet. Das beschloss der Ministerrat am 13. Dezember in Stuttgart. Der Modellversuch soll sich über vier Jahre erstrecken.
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13.12.2005
Huber trifft Präsidenten der türkischen ReligionsbehördeToleranz und gegenseitiger Respekt zwischen den Religionen seien unentbehrliche Voraussetzungen für Menschenrechte und Demokratie. Dies bekräftigten der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, und der Präsident des Amtes für Religiöse Angelegenheiten (DIYANET) in der Türkei, Ali Bardakoglu, bei einer Begegnung am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, in Hannover. Huber betonte in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass die jüngsten Äußerungen des iranischen Präsidenten, Mahmud Ahmadinedschad, unerträglich seien und er auch weiterhin von den Vertretern des Islam erwarte, dass sie sich von diesen antisemitischen und rassistischen Äußerungen distanzierten.
Huber und Bardakoglu stimmten in der Einschätzung überein, dass angemessene Voraussetzungen für einen islamischen Religionsunterricht in Deutschland geschaffen werden müssten und dass dieser Unterricht, um der Integration junger Muslime zu dienen, in deutscher Sprache stattfinden solle. Übereinstimmend befürworteten sie eine qualifizierte Ausbildung für Islame, die in Deutschland tätig werden sollten.
14.07.2005
Grundsätze festlegen für islamische Religionslehrer
Gut drei Millionen
Muslime der unterschiedlichsten Glaubensrichtungen leben in Deutschland. Doch
bisher ist der Islam in das vorhandene Religionsverfassungsrecht kaum integriert.
Die Konflikte reichen vom Schächten über das Kopftuchverbot in der
Schule bis hin zur Frage, wie islamischer Religionsunterricht aussehen sollte.
Letzteres ist Thema eines gemeinsamen Projektes der Rechtswissenschaftler Prof.
Dr. Janbernd Oebbecke und Prof. Dr. Bodo Pieroth sowie des Islamwissenschaftlers
Prof. Muhammad Kalisch von der Universität Münster.mehr —»
15.03.2005
Baden-Württemberg führt islamischen Religionsunterricht einMit Beginn des Schuljahres 2006/07 wird an bis zu zwölf Standorten im Land bekenntnisgebundener islamischer Religionsunterricht für muslimische Schülerinnen und Schüler angeboten, erklärte Kultusministerin Schavan am 15.03. in Stuttgart. Grundlage dafür seien in einer Steuerungsgruppe erarbeitete Lehrpläne für die Grundschulklassen eins bis vier. Der Unterricht werde von Lehrkräften muslimischen Glaubens in deutscher Sprache erteilt. Als Ansprechpartner für den Staat kämen gemäß den neusten Rechtsprechungen des Bundesverwaltungsgerichts zunächst lokale und regionale Elternverbände und Moscheengemeinden in Frage.
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16. Dezember 2004
In der Debatte um die Integration der Muslime
in unsere Gesellschaft wird immer häufiger islamischer Religionsunterricht
an staatlichen Schulen gefordert. Wir haben die Besucher unserer
Homepage gefragt, welche Form eines islamischen RU sie bevorzugen
würden.Das Ergebnis der Abstimmung:
13. Dezember 2004
Die CDU verabschiedete auf ihrem Parteitag in Düsseldorf
einen
Antrag zur Förderung der Integration. In ihm bekennt sich die Partei zugleich
zum
umstrittenen Begriff «Leitkultur». «Wer unsere Wertordnung
- unsere freiheitliche demokratische Leitkultur - ablehnt oder sie gar verhöhnt
und bekämpft, für den ist in unserem Land kein Platz», heißt
es in dem Beschluss. Die Werte Menschenwürde, Gerechtigkeit,
Solidarität, Freiheit und die Gleichheit von Mann und Frau seien
universell, betont die CDU weiter. Diese Werte stünden «nicht
zur Disposition und dürften nicht multikultureller Beliebigkeit
geopfert werden».
Die CDU hält es für wünschenswert, dass islamischer Religionsunterricht an öffentlichen Schulen in deutscher Sprache und unter deutscher Schulaufsicht angeboten wird. Dieser Unterricht soll durch in Deutschland ausgebildete Lehrer erteilt werden. Voraussetzung sei, dass das Fach islamische Theologie verstärkt an deutschen Hochschulen angeboten wird. Hier könnten auch Imame ausgebildet werden.
Radio Vatican 9. Dezember 2004
Sie ist zur Zeit ein heißes Eisen in Deutschland, die Frage nach der Integration
von Muslimen in die Gesellschaft. Vorschläge und Schlagworte kommen
aus allen möglichen Richtungen, die einen fordern die Anerkennung
von muslimischen Gemeinschaften wie Kirchen, andere sprechen von
Leitkultur, wieder andere wollen die Ausbildung von Imamen in Deutschland
und unter öffentlicher Kontrolle und auch die Forderung nach einem
muslimischen Schulunterricht wird wieder laut. Der kirchenpolitische
Sprecher der CDU, Hermann Kues, sagt, in dieser Diskussion werde
das Pferd von hinten aufgezäumt. Zuerst einmal müsste man nach etwas
anderem suchen. Das wichtigste sei zu wissen, mit wem man hier überhaupt
reden kann und soll: "Wir brauchen eigentlich einen muslimischen
Ansprechpartner, um muslimischen Religionsunterricht zu organisieren
von hier ausgebildeten und wissenschaftlich und pädagogisch qualifizierten
Lehrern. Da bin ich sehr dafür, vielleicht wird ja sogar unser Religionsunterricht
dadurch befruchtet, wenn wir sagen, wir wollen das auch für die
Muslime. Aber es falsch zu sagen, wir öffnen die Verbindung, die
es zwischen Staat und Kirche bei uns gibt, einfach irgendwie für
muslimische Organisationen. Der Islam ist ganz anders organisiert
oder besser gesagt nicht organisiert, das kann man schlichtweg
nicht vergleichen."Saar-Echo 9. Dezember 2004
Die Grüne Jugend Saar kritisiert den Vorschlag, mit dem Islam-Unterricht an deutschen Schulen eine neues Schulfach einzuführen, als nicht zu Ende gedacht. Ein Nebeneinander von katholischem, evangelischem und islamischem Religionsunterricht wäre kontraproduktiv. Vielmehr werde das Nebeneinander der Religionen in der Gesellschaft auch in der Schule fortgesetzt. Um den Dialog der Religionen und Kulturen zu fördern, spricht sich die Grüne Jugend Saar für die Einführung eines Querschnittsfachs, ähnlich
dem in Brandenburg bestehenden Fach Lebensgestaltung, Ethik und Religionskunde
(LER), aus.Stuttgarter Zeitung 03. Dezember 2004
In einer Expertenanhörung der Grünen im baden-württembergischen
Landtag plädierte
Peter
Müller von der Pädagogischen Hochschule (PH) Karlsruhe
für möglichst baldige Modellversuche mit islamischen RU.
Müller hat die muslimischen Gruppen betreut, die islamischen Religionsunterricht
im Land beantragt haben. Die schulpolitische Sprecherin der Grünen Renate Rastätter kritisierte Kultusministerin Annette Schavan (CDU) scharf. "Die Verweigerung von Modellversuchen bedeutet faktisch eine Stärkung des Fundamentalismus." Schavans Vorschlag, Imame sollten auf Deutsch predigen, bezeichnete Rastätter als Ablenkungsmanöver.
Barbara Lichtenthäler - Vertreterin des Kultusministeriums - betont, der Religionsunterricht sei im Land politisch gewollt. Jetzt müsse das Procedere ausgelotet werden. Lichtenthäler wies Vorwürfe zurück, die Pläne seien in der Sackgasse. Baden-Württemberg sei das einzige Land, in dem Lehrpläne, wie vorgeschrieben, ausschließlich von den Glaubensgemeinschaften entwickelt worden seien.
Radio Vatican 03. Dezember 2004
Verbraucherministerin
Renate Künast (Bündnisgrüne) will flächendeckend Islam-Unterricht an deutschen
Schulen einführen. Sie sehe darin eine Chance, einen aufgeklärten europäischen
Islam zu entwickeln, der sich in eine offene Gesellschaft einfüge, sagte Künast
der "Berliner Zeitung".
Der Unterricht solle auf Deutsch gehalten werden, forderte die Ministerin
weiter. "Warum soll man nur die Inhalte der Bibel, nicht aber den Koran vermitteln?"
Pressemitteilung der FDP 03. Dezember 2004
Die Parteien im Bundestag wären gut beraten, sich auf Gemeinsamkeiten zu besinnen. Der FDP-Antrag zur Integration auf Basis unserer Verfassung und Rechtsordnung bietet hierfür
die beste Grundlage. Einigkeit besteht zwischen den Parteien grundsätzlich auch hinsichtlich der Auffassung, dass islamischer Religionsunterricht eine Chance zur Integration bietet. Die FDP hat dies schon in ihrem Bundestagswahlprogramm zum Ausdruck gebracht. Doch auch in diesem Punkt muss Augenmaß und Vernunft gewahrt werden. Die flächendeckende Einführung, wie jetzt von Ministerin Renate Künast gefordert, geht zu weit. Es kann nicht sein, dass Länder, wie Bremen, in denen Religionsunterricht kein ordentliches Unterrichtsfach ist, nunmehr verpflichtet werden sollen, islamischen Religionsunterricht zu erteilen, während es keinen christlichen Religionsunterricht gibt. Auch die Aussage von Frau Künast, dass in einem solchen Unterricht "die Inhalte des Korans" vermittelt werden sollten, ist von Unkenntnis geprägt. Religionsunterricht soll den Schülerinnen und Schülern zu aller erst ethische Grundlagen vermitteln. Zum Integrationserfolg trägt islamischer Religionsunterricht nur bei, wenn damit nicht Koranschulen unter ein staatliches Dach geholt werden, sondern ein Religions- und Glaubensverständnis vermittelt wird, das fest auf dem Boden des Grundgesetzes steht. Dazu müssen vor allem die Lehrkräfte selbst ein Beispiel für die Schülerinnen und Schüler bieten, wie der Islam mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu vereinbaren ist. Die Lehrer sollten daher in der Regel in Deutschland ausgebildet werden und die Inhalte unter der staatlichen Schulaufsicht stehen.
Radio Vatican 03. Dezember 2004
Die NRW-Landesregierung bereitet sich darauf vor, Religionsunterricht
an Schulen für alevitische Moslems anzubieten. Das Schulministerium stellte gestern dem Migrationsausschuss des Landtags ein Gutachten vor, das die "Alevitische Gemeinde Deutschland" mit Sitz in Köln als Religionsgemeinschaft einstuft. Damit ist die wichtigste Hürde für die Einführung
eines alevitischen Religionsunterrichts genommen.