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Islamischer Religionsunterricht startet
an zwölf Grundschulen
Mit Beginn des
Schuljahres 2006/2007 wird an zwölf Grundschulen versuchsweise islamischer Religionsunterricht
ab den Klassen 1 und 2 eingerichtet. Das beschloss der Ministerrat heute (13.
Dezember) in Stuttgart. Der Modellversuch soll sich über vier Jahre erstrecken. "Das
ist ein gutes Signal für die muslimischen Eltern im Land. Ihren Kindern
soll damit Glaubensorientierung im Rahmen der freiheitlichen und demokratischen
Werteordnung geboten werden. Die islamische Glaubensvermittlung an öffentlichen
Schulen soll dazu dienen, die Schülerinnen und Schüler ihren kulturell-religiösen
Wurzeln nicht zu entfremden und soll andererseits dem Entstehen von Parallelgesellschaften
entgegenwirken", erklärten Ministerpräsident Günther H.
Oettinger und Kultusminister Helmut Rau nach der Sitzung des Ministerrats. "Nach
jahrelanger gewissenhafter Vorbereitung, zu der auch die sorgfältige Erarbeitung
der Lehrpläne gehörte, können wir nun diesen Weg gehen, der
von allen Beteiligten akzeptiert wird", verdeutlichte Kultusminister
Rau.
m 15. März diesen Jahres hatte der Ministerrat bereits grundsätzlich
dem Modellversuch an bis zu zwölf Standorten zugestimmt und das Kultusministerium
beauftragt, geeignete Standorte zu suchen. Kriterien waren dabei eine entsprechende
Anzahl muslimischer Kinder, ausreichendes Elterninteresse, verfügbare
und geeignete Lehrkräfte, ein geeignetes pädagogisches Profil, Unterstützung
durch Schulleitung, Gesamtlehrerkonferenz und Gesamtelternbeirat sowie die
Befürwortung durch die Schulträger. Dazu waren noch religionsverfassungsrechtliche
Aspekte zu beachten. Demnach muss für den Schulversuch zumindest ein schulnaher
Elternverband gegeben sein, dem Eltern als Vertreter ihrer Kinder als unmittelbare
Mitglieder angehören.
Die Eltern sind in einzelnen Regionen von Kultusministerium und Schulverwaltung über
die Modellversuche informiert worden. Aufgrund des regen Elterninteresses sind
im ersten Jahr des Versuchs nun bereits zwei Religionsunterrichts-Gruppen (Klassen
1 und 2) vorgesehen. Anregungen für Standorte kamen unter anderem auch
von kommunalen Schulträgern und von Elternseite.
Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte
Als nächster Schritt finden von Januar bis Juni 2006 die Qualifizierungsmaßnahmen
für die Lehrkräfte statt, die sich für einen islamischen Religionsunterricht
bereit erklärt haben. Die Konzeption dazu wurde auf Bitten des Kultusministeriums
von Professor Peter Müller (PH Karlsruhe) im Einvernehmen mit Professor
Karl Schneider (PH Ludwigsburg) erarbeitet. Dazu soll ein Expertenkreis mitwirken.
Diesem gehören unter anderem namhafte Religionswissenschaftler, Pädagogen
und Juristen mit mehrheitlich islamischem Hintergrund an.
Am Modellversuch beteiligte Schulen
An folgenden Schulen wird der islamische Religionsunterricht
sunnitischer Prägung voraussichtlich als Modellversuch eingeführt:
Regierungsbezirk Stuttgart: Rosenstein Schule
Stuttgart und Schwabschule Stuttgart (eventuell alternativ), Goldbergschule
Sindelfingen, Hinterweilschule Sindelfingen, Dammgrundschule Heilbronn,
Grundschule Rollhof Schwäbisch Hall.
Regierungsbezirk Freiburg: Adolf-Reichwein-Schule
Freiburg, Georg-Monsch-Schule Offenburg.
Regierungsbezirk Karlsruhe: Humboldt-Grundschule
Mannheim, Neckar-Grundschule Mannheim.
An folgenden Schulen wird der islamische Religionsunterricht alevitischer
Prägung voraussichtlich eingeführt:
Regierungsbezirk Freiburg: Gartenschule VS-Schwenningen.
Regierungsbezirk Karlsruhe: Kerschensteiner
Grundschule Mannheim.