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Keine allgemeine Hochschulreife ohne religiöse Bildung

Wer andere verstehen will, brauche Klarheit darüber, wo er selbst zu Hause sei und was die eigene Identität präge. Darauf hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in seinem Vorwort zur EKD-Stellungnahme "Religion und Allgemeine Hochschulreife" hingewiesen. Evangelischer Religionsunterricht leiste einen unverwechselbaren Beitrag zur Werteerziehung und mache dialogfähig. "Das Verstehen des Fremden und die Ausbildung einer eigenen Identität gehören im evangelischen Religionsunterricht unaufhebbar zusammen."

Auch in einer sich verändernden gymnasialen Oberstufe müsse der Religionsunterricht seinen Stellenwert behalten, betonte Huber. Denn von Bildung und allgemeiner Hochschulreife könne nur dann die Rede sein, wenn die Schule auch Bildungsinhalte zur Sprache bringe, die Jugendliche und junge Erwachsene brauchen, um sich in ihrer Welt orientieren und ethisch verantwortlich handeln zu können.

Die 20seitige DIN A 4-Broschüre, die von Fachleuten der pädagogisch-theologischen Institute der Landeskirchen, des Comenius-Institutes der EKD und der Kammer der EKD für Bildung und Erziehung, Kinder und Jugend erarbeitet wurde, stellt fest, dass das deutsche Schulsystem nach wie vor erhebliche Defizite aufweist. "Unterschiedliche Schwerpunktsetzungen und teilweise gegensätzliche Tendenzen beeinträchtigen ein klares Bild von den Bildungsaufgaben der gymnasialen Oberstufe und den Wegen zu ihrer Erfüllung", so die Stellungnahme.

Das Bildungssystem müsse sich heute besonders im Umgang mit Vielfalt bewähren. Das gelte gerade auch in kultureller und religiöser Hinsicht. Es sei wichtig, dass Heranwachsende zu einer geklärten kulturellen und religiös-weltanschaulichen Identität finden. "Dazu leistet der Religionsunterricht in der gymnasialen Oberstufe einen unverzichtbaren Beitrag." Er vermittele eine sinn- und wertbezogene Bildung, die Funktions- und Orientierungswissen integriert. Damit liefere er den jungen Erwachsenen entscheidende Grundlagen sowohl für ein wissenschaftliches Studium und für den Beruf als auch zur Übernahme von Verantwortung für das eigene Leben und die Gestaltung eines demokratischen und sozial gerechten Gemeinwesens.

Allerdings, so die Stellungnahme weiter, dürfe es im Blick auf die aktuellen Veränderungen der Konstruktionsprinzipien der gymnasialen Oberstufe und der Gewichtung der verschiedenen Fächer nicht bei allgemeinen Einsichten bleiben. Dazu heißt es: "Die evangelische Kirche fordert die verantwortliche Bildungspolitik auf, die Räume für den Religionsunterricht in der gymnasialen Oberstufe und in der Abiturprüfung zu erhalten und zu eröffnen und das Fach in seiner Gleichwertigkeit zu anderen Fächern hinsichtlich der Beleg-, Einbringungs- und Abiturprüfungsfachauflagen nicht zurückzusetzen." Im Sinne eines angemessenen, freiheitlichen Bildungsverständnisses brauche der Religionsunterricht gerade auch in der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung eine klare öffentliche Förderung. Die evangelische Kirche sei ihrerseits bereit, auf allen Ebenen ihren Beitrag zur Stärkung des Faches zu leisten und dadurch ihre Mitverantwortung für eine allgemeine und zukunftsfähige Bildung aktiv wahrzunehmen.

Die Stellungnahme "Religion und Allgemeine Hochschulreife. Bedeutung, Aufgabe und Situation des Religionsunterrichts in der gymnasialen Oberstufe und im Abitur" kann als farbige Broschüre zum Stückpreis von 0,50 Euro über das Kirchenamt der EKD bezogen werden [Herrenhäuser Str. 12, 30419 Hannover, Telefon (0511) 2796-240, Telefax (0511) 2796-277, e-mail: bildung@ekd.de].

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