•      21.12.2021

Weihnachten nachhaltig und ohne Streit feiern

Tipps der württembergischen Landeskirche

Weihnachtskugeln an Tannenzweigen Geschenke, Verpackungen, Dekorationen: Unsere Weihnachtsgewohnheiten sind ressourcenintensiv und nicht gerade nachhaltig. Doch es geht auch anders: Das Umweltreferat der württembergischen Landeskirche gibt deshalb Tipps, wie und warum Klimaschutz gut zu Jesu Geburt passt. Aus theologischer Sicht geht es dabei um nicht wenig - die Bewahrung von Gottes Schöpfung.

Weihnachten feiern die Menschen auf verschiedene Weise, doch eines verbindet viele Bräuche: Sie scheinen auf „immer mehr“ ausgerichtet und belasten die Umwelt. Aber: „Die Bibel kritisiert eine gierige Lebenshaltung“, so Pfarrer Dr. Jörg Schneider, Leiter des Referats für Theologie, Gemeinde und weltweite Kirche im württembergischen Oberkirchenrat.
die Tipps zu "Nachhaltig Weihnachten feiern"
Nachhaltig Weihnachten feiern:
Der biblische Auftrag Obwohl sich die Ausdrücke „nachhaltig“ oder „Nachhaltigkeit“ in der Bibel nicht finden, gehört das, was sie beschreiben, wesentlich zum biblischen Auftrag, erklärt Pfarrer Dr. Jörg Schneider, Leiter des Referats „Kirche, Theologie und Gesellschaft“ im Oberkirchenrat der Landeskirche. Nachhaltigkeit treffe den Kern verantwortungsvollen Wirtschaftens. „Genau dieser Auftrag, mit den Möglichkeiten und Ressourcen der Schöpfung verantwortlich umzugehen, ist ein zentraler Gedanke der biblischen Schöpfungsgeschichte:
Wenn Gott den Menschen in seinen Garten setzt, ‚dass er ihn bebaute und bewahrte‘ (1 Mose 2, 15), schließt dies einen fürsorglichen Umgang mit der Schöpfung ein, der sie schützt und ihre Ausbeutung verhindert.“

„Die Bibel kritisiert Gier“
Grundlegend dafür sei eine Lebenshaltung, die vor allem eines nicht sei: gierig, betont Dr. Jörg Schneider. „Gier will immer mehr und zielt auf ungebremstes Wachstum. Rücksichtslos werden für diesen Zweck Natur, Tiere und Mitmenschen zugrunde gerichtet. Die Bibel kritisiert diese Lebenshaltung und will sie durch eine Haltung des Genug überwinden. Gerade das Weihnachtsfest bietet Anlass dazu, da die biblischen Erzählungen Gottes Kommen in die Welt in sehr einfachen und bescheidenen Verhältnissen beschreiben. Gott wird Mensch nicht in überlaufendem Konsum, der immer mehr will, sondern im dankbaren Empfangen.“

Tipps für ein nachhaltige(re)s Fest
Geschenke: Persönlich, langlebig, weniger

Geschenke gehören für die meisten Menschen zu Weihnachten dazu. Hier ein paar Ideen und Kriterien, die helfen, dass Schenken nachhaltiger wird:
Persönliches statt Massenware
• Gemeinsame Zeit verbringen: Schenken Sie eine Einladung zum gemeinsamen Essen, einen Ausflug, einen Spielenachmittag oder Filmeabend – denn Gemeinschaft und Nähe sind das Wertvollste im Leben.
• Liebe geht durch den Magen: Plätzchen, Kuchen, Brotaufstriche oder selbstgemachte Marmelade schenken erinnern über längere Zeit immer wieder an den Schenkenden.
• Unikate durch Upcycling: Bei upcycling entstehen neuwertige Produkte aus „Abfall“ – vom Kisten-Bücherregal bis zur Tasche. Im Internet finden Sie zahlreiche Tutorials und Ideen.
Langlebiges
Achten Sie nicht nur auf den Preis sondern auf Qualität und Langlebigkeit.
Weniger ist mehr
Vor allem bei Kindern hat ein zu viel an Geschenken negative Auswirkungen auf die Psyche. Sie brauchen Zeit und Zuwendung, um den Sinn einzelner Spielsachen zu verstehen und damit zu spielen. Zu viele Geschenke gleichzeitig überfordern sie und mindern den Wert des einzelnen. Hier gilt der Leitsatz „weniger ist mehr“. Fatal, wenn ein Kind lernt, dass es nur dann geliebt wird, wenn es viel bekommt und danach dasitzt, umringt von Spielsachen, mit denen es nichts anfangen kann.
Holzspielzeug statt Plastikmüll
Holz ist nicht nur langlebiger als Spielsachen aus Plastik, es wird auch aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Billiges Plastikspielzeug aus Fernost ist dagegen oft qualitativ minderwertig und seine Schadstoffbelastung ist häufig sehr hoch. Informieren Sie sich vor dem Einkauf über die Bedeutung der einschlägigen Gütesiegel.
Haustiere
Tiere sind lebendige Wesen, keine Ware, und dürfen auch nicht wie Dinge behandelt werden. Sollen Tieren verschenkt werden, ist im Vorfeld zu klären, ob es möglich ist, sie artgerecht zu halten (Umgebung, Platz, Nachbarschaft) und ob sie jederzeit gut versorgt werden und ob das Tier auch bei allen willkommen ist.
Verpackung
Achten Sie beim Kauf von Geschenken darauf, dass diese nicht unnötig verpackt sind. Nutzen Sie Geschenkpapier aus 100 % Recyclingpapier (Siegel Blauer Engel). Chlorgebleichtes, beschichtetes Papier, Lackfolien, Aluminiumfolie, Blumenfolie und Plastikverpackungen sollten nicht verwendet werden, ebenso Bänder aus Kunststoff. Textile Schleifen und Bänder lassen sich aufbügeln und mehrmals verwenden. Auch großformatige Bilder, zum Beispiel aus Zeitschriften, Zeitungen und alten Fotokalendern lassen sich als Verpackung nutzen – und sind dabei echte Unikate.
Wer ein Geschenk nicht nur mit einer Schleife versehen will, kann es auch in etwas Nützliches einpacken, wie z. B. ein Gemüsesäckchen, ein Geschirrtuch oder ein Badetuch.
Spenden „schenken“
Mit einer Spende fällt wenig Müll an, und viele Spenden helfen direkt den Menschen oder Regionen, die vom Klimawandel betroffen sind. Viele Hilfsorganisationen haben Shops mit Geschenken durch Spenden, die direkt vor Ort helfen.

Der Weihnachtsbaum und die Dekoration
Weihnachtsbaum

Verschiedene Öko-Siegel (Bioland, Naturland, Demeter, das EU- Biosiegel und das FSC Zertifikat) verraten Ihnen, ob Sie einen Weihnachtsbaum aus ökologischem und nachhaltigem Anbau vor sich haben: Das FSC-Siegel verrät, ob der Baum tatsächlich aus einem verantwortungsvoll bewirtschafteten Wald stammt. Entscheiden Sie sich für einen Baum aus heimischen Kulturen ohne lange Transportwege. Verzichten Sie auf Plastikbäume, die eine schlechte Umweltbilanz haben.
Kerzen
Am hochwertigsten sind Kerzen aus Bienenwachs. Sie stehen allerdings nur in begrenztem Umfang zur Verfügung. Stearinkerzen werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und sind damit aus ökologischer Sicht den Paraffinkerzen vorzuziehen.
Deko aus Naturmaterial
Kleine Äpfel, Nüsse und Tannenzapfen, Strohsterne und Holzfiguren lassen sich hervorragend als Baumschmuck einsetzen. Wer auf Glas- oder Kunststoffkugeln verzichten will, kann auch rote Geschenkschleifen verwenden.
Strohsterne, Schleifen und Holzfiguren kommen hinterher in die Schatztruhe, um sie im kommenden Jahr wieder herauszuholen.
Wer beim Waldspaziergang heruntergefallene Flechten, Bucheckern oder Hagebutten sammelt, gibt damit den Weihnachtsgestecken einen individuellen Pfiff. Bitte achten Sie hierbei darauf, ob Sie in einem Natur- oder Landschaftsschutzgebiet unterwegs sind – dort gelten besondere Regeln für das Mitnehmen von Pflanzen und Beeren.

Susanne BakausWeihnachten wird auch 2021 wieder ganz anders als gewohnt. Was können wir tun, damit es trotz aller Einschränkungen und Einschnitte ein schönes Fest wird? Die Psychologin Susanne Bakaus gibt Tipps, wie es auch in diesem Jahr auf harmonische Art Weihnachten werden kann. Sie ist Leiterin der Landesstelle der Psychologischen Beratungsstellen in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
die Tipps zu "Weihnachten ohne Streit"
1. An Weihnachten soll alles gut sein – oder sogar perfekt. Es darf keinen Streit geben und die Vorstellung einer Familie mit sehr bürgerlichen Strukturen steht im Mittelpunkt – Mutter, Vater und Kind. „Die Ansprüche sind groß“, erklärt die Psychologin Susanne Bakaus, Leiterin der Landesstelle der Psychologischen Beratungsstellen in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Weihnachten sei das klassische Familienfest. Deshalb benötige es auch viel Vorbereitung. Das erzeuge Druck. Das bürgerliche Ideal der Familie gebe es in der Mehrheit gar nicht mehr bei uns. „Das kann das Gefühl auslösen, gescheitert zu sein, und für Frust sorgen“, so Bakaus. „Die großen Ansprüche sollte man herunterfahren“, empfiehlt sie.

2. Bakaus rät, die Wohnung während der dunkelsten Tage des Jahres mit Kerzen und Lichtern zu schmücken: „Bringen Sie Licht und Helligkeit in Ihre Wohnung.“ Am besten sei es, die Wohnung gemeinsam zu dekorieren.

3. Musik berührt uns. Sie macht uns traurig oder fröhlich und entspannt uns. Susanne Bakaus empfiehlt, zusammen Musik zu hören. Auch Gerüche, so wie die des traditionellen Räuchermännchens, haben eine wohltuende Wirkung und beruhigen unsere Emotionen: „Sie hüllen uns ein und erfreuen unsere Sinne“, erklärt Bakaus.

4. „Üben Sie sich im Minimalismus“, rät die Psychologin. Es müsse an Weihnachten nicht alles großartig sein, wenn es um Schmuck, Geschenke, Essen und Backen gehe. „Meist ist weniger mehr!“

5. Rituale geben Halt und Geborgenheit. „Essen Sie gemeinsam“, rät die Psychologin Susanne Bakaus. Die Zeiten sollten vorab verabredet werden, vor allem in einer Patchwork-Familie oder wenn auch Großeltern zu Besuch kommen. Sie schlägt vor, zu bestimmten Zeiten eine Kerze anzuzünden. „Lesen Sie sich gegenseitig eine Geschichte vor oder spielen oder singen Sie gemeinsam zu bestimmten Zeiten, sodass sich jeder darauf einstellen kann.“ Für Heiligabend empfiehlt Bakaus, dass nicht nur Essen und Geschenke im Mittelpunkt stehen sollten. Stattdessen könne man sich ein Rahmenprogramm ausdenken.
„Jede und jeder liest eine Lieblingsgeschichte vor oder man hört gemeinsam ein Lied, früher wurde ja an Weihnachten häufig Hausmusik gemacht.“ Außerdem könne man spazieren gehen. „Gehen Sie täglich nach draußen“, rät die Psychologin für die Weihnachtstage. Wenn es draußen dunkel, kalt und feucht ist, lässt sich die Zeit zu Hause auch besonders genießen.

6. Dass man sich nicht streiten dürfe, sei ein gefährlicher Vorsatz, erklärt die Psychologin. Das setze unter Druck, so sehr, dass man sich fast schon streiten müsse. „Streiten Sie sich ruhig“, rät die Psychologin. „Aber finden Sie möglichst bald ein Ende, verletzen Sie niemanden und gehen Sie immer wieder auf den anderen zu, auch wenn Sie sich im Recht fühlen.“ Man müsse sich nicht verbiegen, wenn es einen Konflikt gebe. Dieser könne auch helfen, den anderen wieder als getrennt von sich zu sehen. „Wenn man wütend ist, muss man das auch sagen, aber indem man es als Bitte formuliert: ‚Mir wäre es wichtig, dass du das so machst.‘ Es sei zudem immer besser, über die eigenen Gefühle zu sprechen, als den anderen anzuklagen: ‚Das kränkt mich‘ oder ‚Das fühlt sich für mich so an‘. Nur Gott sei heilig und habe immer alles im Griff, auch Jesus sei manches Mal wütend gewesen. Ewigstreitereien solle man aber nicht führen. „Man muss irgendwann auch mal aufhören.“

7. Bakaus erklärt: Wenn etwas schiefgehe und man an den eigenen Ansprüchen scheitere, sei es wichtig, sich immer wieder auch selbst zu verzeihen. „Gott verzeiht uns auch immer wieder. Und unsere kleinen Fehler und Schwächen machen uns liebenswert“, so die Psychologin.

8. Dass man das eigene Leben überprüfe und dabei schmerzhafte Gedanken aufkommen, etwa, dass man gerne eine Familie gehabt hätte, oder wichtige Menschen nicht mehr am Leben seien, könne durch Rituale oder auch bestimmte Zeitpunkte ausgelöst werden, so auch durch Weihnachten. Wichtig sei, es sich an Weihnachten trotzdem schön zu machen, auch wenn man sich einsam und allein fühle oder frisch getrennt sei, und die Feiertage aktiv und schön zu planen. Etwa mit Freunden, Musik, vielen Kerzen und Lichtern, kurzum, mit schönen Dingen. „Es geht darum, dass man nicht in Weihnachten hineinstolpert und drei leere Tage vor sich hat, sonst ist die Gefahr groß, dass man traurig wird und sich darin verliert.“

9. „Gehen Sie ein Stück von sich weg, hin zu einem anderen Menschen“, empfiehlt die Psychologin. „Gehen Sie in Beziehung.“ Sie rät, sich kleine Geschenke für die Lieben auszudenken. „Selbst gemachte Geschenke wie ein gemaltes Bild sind ausreichend.“ Oder man solle an Freunde, Nachbarn oder Menschen, die Hilfe benötigen, denken. „Man kann der Nachbarin einen kleinen Stern an die Tür hängen oder in der Kirchengemeinde oder im Altersheim fragen, ob es dort eine alte Dame gebe, der man ein Päckchen machen kann.“ Wer allein wohnt, den ermuntert die Psychologin, Freunde oder Nachbarn einzuladen oder mit Telefon und Videokommunikation mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. „Verabreden Sie für jeden Weihnachtstag einen schönen Kontakt mit einem netten Menschen“, rät die Psychologin.

10. Nicht nur eine friedliche ruhige Stimmung macht Weihnachten aus. Freudige Momente und Lebendigkeit seien wichtig, so die Psychologin. Eine vollkommene Ruhe könne auch negativ wirken. „Spielen, singen oder tanzen Sie nach Herzenslust!“


Quelle: elk-wue.de



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