•      12.01.2022

Ethikunterricht beeinflusst Religiosität

Schulklasse Die Einführung des Ethikunterrichts als Alternative zum Religionsunterricht hat die Religiosität der Schüler*innen im Erwachsenenalter verringert. Gleichzeitig hat sie traditionelle Geschlechterrollen zurückgedrängt und die Arbeitsmarktbeteiligung und Löhne erhöht. Das geht aus einer neuen Studie des ifo Instituts hervor. „Neben allgemeiner Religiosität nahm auch die Wahrscheinlichkeit ab, am Gottesdienst teilzunehmen, zu beten oder Mitglied einer Kirche zu sein“, sagt ifo-Forscher Ludger Wößmann. Diese Folgen entstanden vor allem in katholischen Regionen.

Die Unterrichtsreform beeinflusste nicht die Lebenszufriedenheit oder ethisches Verhalten wie etwa ein ehrenamtliches Engagement. „Die Einführung der Wahlmöglichkeit zwischen Religions- und Ethikunterricht ging also nicht auf Kosten allgemeiner ethischer Einstellungen“, sagt ifo-Forscherin Larissa Zierow.

Grundlage waren Umfragedaten von mehr als 58.000 Erwachsenen, die zwischen 1950 und 2004 in Westdeutschland eingeschult wurden. Die westdeutschen Bundesländer ersetzten den verpflichtenden Besuch des Religionsunterrichts zu unterschiedlichen Zeitpunkten durch eine Wahlmöglichkeit zwischen Religions- und Ethikunterricht – von 1972 in Bayern bis zum Jahre 2004 in Nordrhein-Westfalen. Vor der Reform war der verpflichtende Religionsunterricht sehr intensiv: Während der gesamten Schulzeit umfasste er rund 1.000 Unterrichtsstunden, etwa viermal so viel wie der Physikunterricht.

Und so haben die Forscher die Auswirkungen des Ethikunterrichts auf die Religiosität getrennt von der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung: Sie verwenden eine Methode, die ausnutzt, dass die westdeutschen Bundesländer die Reform zu verschiedenen Zeitpunkten eingeführt hatten. So betrachten sie verschiedene Altersgruppen innerhalb eines Bundeslandes: Die Älteren sind unter der alten und die Jüngeren unter der neuen Regelung zur Schule gegangen. Den Unterschied in der Religiosität dieser Altersgruppen vergleichen sie mit den Unterschieden zwischen den gleichen Altersgruppen in anderen Bundesländern, bei denen es zu dem jeweiligen Zeitpunkt keine Reform gab.
Quelle: Pressemitteilung des ifo Instituts


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