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     24.02.2006

Studie: Religionslehrer wollen
konfessionsübergreifend zusammenarbeiten

Evangelische und katholische Religionslehrer in Baden-Württemberg wollen mehr zusammenarbeiten. Das geht aus einer am 24.02. vorgestellten Studie der Universitäten Braunschweig und Freiburg hervor, in der erstmals die Zielvorstellungen von 4.000 Religionslehrern beider Konfessionen im Südwesten für den Unterricht untersucht wurde. Ein Drittel der Lehrer gab an, bereits Schüler anderer Konfessionen zu unterrichten. 93 Prozent sagten, sie hätten keine Vorbehalte gegen eine Kooperation mit Kollegen anderer Konfessionen.

Der Bischof der evangelischen Landeskirche Baden, Ulrich Fischer, stimmte dem zu, schränkte aber ein: «Religiöse Bildung braucht die Auseinandersetzung mit gelebter Religion, wie sie in der Kirche zu finden ist.» Dazu gehöre konfessioneller Religionsunterricht, «den wir uns auch in Gestalt eine kooperativ-konfessionellen Unterrichts vorstellen können.» Skeptischer äußerte sich der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst: «Es bleibt wichtig, die Sprache seiner Religionsgemeinschaft zu sprechen.» Das Profil des Unterrichts dürfe nicht verwässert werden.

Fischer kündigte an, es sei geplant, kooperativ-konfessionellen Unterricht im Schuljahr 2005/06 im ganzen Land zu erproben. Dabei sollten evangelische und katholische Lehrer im Unterricht abwechseln. «Wir wollen dadurch einen Wildwuchs bannen, der sich jetzt schon in den Schulen einschleicht. Wir brauchen eine geregelte Kooperation», sagte Fischer. «Die Schüler interessieren sich sowieso nicht so sehr für eine konfessionelle Trennung», fügte der Bischof hinzu.

Wie die Studie belegt, setzen katholische Religionslehrer weniger konfessionelle Akzente im Unterricht (knapp 60 Prozent der Lehrer) als ihre evangelischen Kollegen (75 Prozent). Die Befragten wollten «zu allererst die Chance wahrnehmen, heute überhaupt christliche Religion unterrichten zu können», sagte Studienleiter Andreas Feige. Zugleich forderten 84 Prozent der katholischen und 72 Prozent der evangelischen Pädagogen eine kritische Überprüfung der kirchlichen Traditionen.

Die Projektleiter hatten die Studie auch mit Ergebnissen einer ähnlichen Untersuchung in Niedersachsen verglichen, wodurch erstmals ein Nord-Süd-Vergleich möglich wurde. Einziger Unterschied: In Baden-Württemberg veranstalteten 90 Prozent der Schulen Gottesdienste und Andachten, in Niedersachsen waren es nur 50 Prozent.
Quelle: Land Baden-Württemberg

 


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