Schüler schreibt an eine Tafel
19.04.2025

Wie Religionsunterricht Zusammenleben fördern kann

12 Thesen für interreligiöse Bildung

Jeden Tag treffen wir Menschen unterschiedlicher Kulturen, Anschauungen, Religionen. Ein Team um die Religionspädagog:innen Wolfgang Weirer und Mevlida Mešanović hat christliche und islamische Pädagog:innen gemeinsam unterrichten lassen; daraus entstanden 12 Thesen für interreligiöse Bildung.
Die positive auch internationale Resonanz zeigt, wie wichtig dieses Projekt für die Schulen und unsere pluralistische Gesellschaft ist:
„Religiöse Vielfalt erfahren Schülerinnen und Schüler im Alltag bei vielen Gelegenheiten. Aber im Religionsunterricht werden sie getrennt, obwohl sie gerne mehr über andere Religionen wissen wollen und unsere Gesellschaft sich in einer Situation zunehmender Pluralität befindet“, beschreibt Wolfgang Weirer vom Institut für Katechetik und Religionspädagogik der Universität Graz den Ausgangspunkt für das vom Wissenschaftsfonds FWF geförderte Projekt „Christlich-Islamischer Religionsunterricht im Teamteaching“.

Die Analyse brachte ambivalente Beobachtungen und daraus entstanden zwölf Empfehlungen, wie gemeinsamer Unterricht gelingen kann. An erster Stelle steht für Weirer das Vertrauensverhältnis: „Der Erfolg hängt von den beteiligten Lehrkräften ab, die müssen miteinander können. Das kann nicht verordnet werden, sondern braucht Zeit und gute Vorbereitung.“ Vielen Unterrichtenden war nicht bewusst, wie sehr sie Role-Models sind: Ihr Umgang mit der Team-Lehrkraft prägte das Verhalten der Schüler:innen. Schnell kamen sie zu binären Codierungen: „Wir machen das so, bei den anderen funktioniert das so“ – das sollte vermieden werden. Oft wurden die Religionen nur aus wissenschaftlicher Sicht verglichen, während die Schüler:innen gerne über Alltagserfahrungen diskutiert hätten. Über Gemeinsamkeiten wurde mehr gesprochen, während Unterschiede nur kurz thematisiert wurden – hier seien Lernchancen verpasst worden. „Wichtig ist im Unterricht eine klare Struktur und Rollenverteilung: Wer kann welches Thema übernehmen. Vor allem soll nicht durcheinander gesprochen werden“, empfiehlt Mešanović.
Für erfolgreiches interreligiöses Teamteaching braucht es außerdem in den Schulen eine Kooperation auf Augenhöhe, die aber oft nicht gegeben ist. Genauso fehlt eine Ausbildung der Pädagog:innen für interreligiöse kooperative Prozesse. Hochrelevant sind gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen und was in den (sozialen) Medien passiert.
Das Interesse ist groß, auch von internationaler Seite. Die Veröffentlichung des Projektberichts in Religion, dem größten Open-Access-Fachjournal zu Theologie , bestätigte, dass das Projekt über den deutschen Sprachraum hinaus relevant ist.
Nach Ende des FWF-Projekts kam die Evangelische Kirche auf das Projektteam zu und in einer Schule wurde ein erstes Teamteaching gestartet, weitere sollen folgen. Der Bedarf ist da und Wolfgang Weirer resümiert: „Der konfessionelle Religionsunterricht soll bestehen bleiben, denn er ist die Grundlage für interreligiöse Lernprozesse. Dazu wünschen würde ich mir in bestimmten Phasen eine verbindliche Kooperation der katholischen, evangelischen, islamischen und orthodoxen Religionsunterrichte und des Ethikunterrichts. Denn solche Begegnungen ermöglichen wechselseitiges Verständnis und Toleranz.“

Quelle: Pressemeldung auf bildungsklick.de


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