•      20.04.2022

Digitale Medien im Unterricht: Qualität vor Quantität

Einsatz von Tablets kann die Lernbereitschaft steigern – wenn ihre Potenziale ausgeschöpft werden

Tablet mit StundenplanOb Schülerinnen und Schüler vom Einsatz von Technologie im Unterricht profitieren, hängt weniger davon ab, wie intensiv digitale Medien eingesetzt werden als vielmehr davon, wie sie genutzt werden. Wenn ihr Einsatz zum Nachdenken anregt oder beispielsweise dazu, Ergebnisse zu diskutieren, haben sie durchaus das Potenzial, die Lernbereitschaft der Schülerinnen und Schüler positiv zu beeinflussen. Das konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen und vom Leibniz-Institut für Wissensmedien in einer Studie zeigen. Sie untersuchten, ob der Einsatz digitaler Medien die Lernbereitschaft der Schülerinnen und Schüler positiv beeinflussen kann und ob Veränderungen im Lernverhalten sowohl mit der Häufigkeit als auch mit der Qualität des Einsatzes in Zusammenhang stehen. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Contemporary Educational Psychology veröffentlicht.

Dabei machte es einen Unterschied, in welchem Fach die digitalen Medien eingesetzt wurden. Im Mathematikunterricht erhöhte sich die Lernbereitschaft der Schülerinnen und Schüler sowohl kurz- als auch langfristig, wenn diese den Einsatz der digitalen Medien als kognitiv aktivierend empfanden – unabhängig von der Häufigkeit des Einsatzes. Im Fach Deutsch hingegen war entscheidend, wie oft die digitalen Medien eingesetzt wurden. Je häufiger die Schülerinnen und Schüler Tablet-Computer nutzten, desto positiver veränderte sich ihre Lernbereitschaft.

„Nachhaltige Wirkungen mit digitalen Medien lassen sich dann erzielen, wenn ihre lernbezogenen Potenziale ausgeschöpft werden. Beispielsweise können dynamisch-interaktive Visualisierungen in multimedialen Lernumgebungen Phänomene so illustrieren, dass sie tiefergehend verarbeitet werden“, erklärt Professorin Katharina Scheiter vom Leibniz-Institut für Wissensmedien. Auch die Multiperspektivität ist ein Mehrwert digitaler Medien. Das bedeutet, dass Themen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden können, zum Beispiel aus der der Wissenschaft, des Journalismus oder aus Beiträgen in Diskussionsforen. Zudem ist es bereits möglich, mit digitalen Lernangeboten individuell auf die Bedürfnisse einzelner Schülerinnen und Schüler einzugehen.

Doch noch immer hängt Deutschland bei der Digitalisierung der Schulen im internationalen Vergleich weit hinterher. Noch im Jahr 2020 mussten sich fast zehn Schülerinnen und Schüler ein digitales Gerät teilen, während in den USA das Verhältnis bei weniger als zwei liegt. Außerdem fühlen sich die Lehrkräfte nur unzureichend auf den Unterricht mit digitalen Medien vorbereitet. „Ein didaktisch hochwertiger Einsatz von Technologie im Unterricht setzt aber voraus, dass die Lehrkräfte über technologisch-pädagogisches Wissen verfügen“, sagt Tim Fütterer vom Hector-Institut, der Erstautor der Studie. Deshalb müsse dieses Wissen viel stärker als bisher in die berufliche Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften einfließen.

Quelle: Pressemitteilung der Universität Tübingen



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